Wir beantragen, den neu entstehenden Platz am Stöckach nach der Stuttgarter Gold- und Silberschmiedin Paula Straus, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde, zu benennen.
Hier soll damit ein wichtiger Ort der Erinnerungskultur entstehen.
Wir beantragen, dass dieser Antrag im Verwaltungsausschuss in 2025 zur Abstimmung gestellt wird.
Begründung
Gerade in der heutigen Zeit ist die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit als Lehre für die Zukunft unerlässlich. Erinnerungskultur muss Teil unseres Alltags sein: So wie man entlang der Bolzstraße schlendert, die Georg-Elser-Staffel hochhechelt oder die Anne Frank Gemeinschaftsschule in Stuttgart besucht, so müssen Orte neugierig machen, Menschen anregen nachzulesen, stehen zu bleiben, nachzudenken und vor allem weiterzudenken.
Seit vielen Jahren wird der Stöckach und der dort befindliche Platz umgestaltet. Er soll zu einem Aufenthaltsort und Lebensraum werden. Warum nicht auch zu einem Erinnerungsort? Als SPD und Volt-Fraktion möchten wir die Chance nutzen und diesen Platz einer Stuttgarterin widmen, die als Silber- und Goldschmiedin dabei war weltberühmt zu werden, die als erste Industriedesignerin Deutschlands gilt, in ihrem Nachlass viele hundert Werkzeichnungen, Fotografien und Brief hinterließ: Paula Straus.
In der Kanzleistraße geboren und aufgewachsen, hatte Paula Straus ihr Wohnatelier in der Gablenberger Hauptstraße. Sie errang bald Popularität, heimste für ihre Arbeiten Preise wie die Goldmedaille bei der Weltausstellung in Barcelona 1929 ein – was alles im Stadtlexikon Stuttgarts nachzulesen ist.
In der NS-Zeit wurde ihr die Arbeit als Jüdin quasi unmöglich gemacht, am Ende sogar verboten. Ihr Versuch zur Emigration scheiterte und sie wurde am 22. August 1942 gemeinsam mit ihrer Mutter vom Killesberg aus deportiert. Nur unweit ihrer ehemaligen Lehrstätte am Weißenhof. 1943 starb sie in der Gaskammer von Ausschwitz.
Der Paula-Straus-Platz soll an eine tolle Frau und wichtige Künstlerin erinnern, die wie viele Millionen Menschen mit ihr von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Der Platz soll daran erinnern, was Menschen Menschen antun können. Er soll aber auch Mahnmal sein, dass die dunklen Jahre unter den Nazis einst mit demokratischen Wahlen begannen. Dass Hass und Hetze, dass Lug und Trug dazu führte, dass die NSDAP die Macht gewann und damit 75 Millionen in den Tod stürzte: Darunter auch Paula Straus.
gezeichnet Lucia Schanbacher
Sara Dahme
Jasmin Meergans, Fraktionsvorsitzende